Katholische Kirchengemeinde Woringen/Zell
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Zur Geschichte der Kirche
St. Peter und Paul Zell-Woringen
Funde aus der Römer-, Kelten- und Steinzeit zeigen, daß sich in unserer Gegend schon sehr früh Menschen angesiedelt haben. Im Jahre 31 wurde in Kempten auf der Burg der heidnische Tempel zu einer christlichen Kapelle geweiht. Dies beweist, daß das Christentum schon in unser Gebiet vorgedrungen war. Mit dem Sieg der Germanen über die Römer verschwand auch das Christentum wieder. Jahrhunderte später brachten es die Mönche Magnus und Theodor aus St. Gallen zurück. Über die Klöster Kempten und Ottobeuren kam es auch nach Zell. Zum ersten Mal wird Zell in der Chronik der Fürstabtei Kempten im Jahr 824 erwähnt. Die Reliquienschenkung Abt Isingrims vom Kloster Ottobeuren, 1167, weist auf das Vorhandensein einer Kirche hin. 1447 bestätigte der Bischof Johannes von Augsburg einen der Pfarrkirche zu Zell bewilligten Ablaß. Urkundlich wird eine Pfarrkirche Zell erstmals 1477 erwähnt. Sehr wahrscheinlich war dies nicht die erste Kirche. Bei einem Bildersturm im Jahre 1531 sollte die gotische Pieta aus der Afra-Kapelle, die am Hörpolzer-Weg stand, zerstört werden. Beherzte Bürger retteten sie und versteckten die Madonna im Kollegiats-Stift in Grönenbach. Im Jahre 1676 wurde sie in einer feierlichen Prozession nach Zell zurückgeholt. Von da an wurde die schmerzhafte Muttergottes in unserer Kirche sehr verehrt.
Philipp von Pappenheim, Herr auf der Burg Rottenstein, lernte in der Schweiz 1559 den Calvinismus kennen und trat zu dieser Lehre über. Von da an mußten auch seine Untertanen dieses Bekenntnis annehmen. Zu seinen Besitzungen gehörte auch ein Teil der Zeller Höfe. Die Anhänger der neuen Lehre verweigerten dem Pfarrer von Zell den ,Zehnten". Somit war die Pfarrei zu klein geworden, um einen eigenen Pfarrer ernähren zu können. Aus diesem Grund zog dieser ins Kollegiats-Stift nach Grönenbach. Der verwaiste Pfarrhof diente nun einem Beamten der Grönenbacher Schloßverwaltung als Wohnung. Bis 1595 versorgten die Stiftsherren die Pfarrei Zell.
1629 herrschte in Zell die Pest und forderte mehrere Opfer. 1632 kamen die Schweden nach Memmingen. Auf ihrem Weg, das Schloß Grönenbach zu besetzen, zog eine Schar Reiter durch Zell. Aus einem Visitationsbericht von 1658 geht hervor, daß die Kircheneinrichtung in einem schlechten Zustand war. Von 1692 an nahm der Graf Paul Fugger den Groß-Zehnten aus Zell und bezahlte hieraus den Pfarrer. Jeden Sonntag war jetzt in Zell ein Amt und zweimal in der Woche eine heilige Messe. Im Jahre 1657 wurde den Reformierten im Zeller Friedhof ein eigener Begräbnisplatz angewiesen. Dessen ungeachtet wollten diese immer wieder zwischen den Katholiken begraben werden.
Im Jahre 1670 wurde ein Verstorbener der reformierten Religion trotz allen Protestes zwischen den Gräbern der Katholiken beerdigt. Dies geschah mit Gewalt, indem sie sich mit Pickel und Haue Recht verschafften. Als der Fürstabt von Kempten dies erfahren hatte, ordnete er als Lehensherr eine entsprechend starke Mannschaft mit Offizieren nach Zell ab. Diese verlangten den Schlüssel zum Friedhof, ließen den Leichnam wieder umbetten.
1750 wurde die Kirche würdig renoviert. Aus dieser Zeit dürfte auch die Barockstatue. Im Jahre 1793 erbaute Johann Holzhay aus Ottobeuren, ein Schüler von Karl Josef Riepp, in Zell eine Orgel. Nach dem Einsturz der Kirche in Weißenhorn 1858 wurde die Zeller Kirche polizeilich geschlossen. Von da an war der Gottesdienst 7 Jahre lang im Schuppen des Bauern Johannes Schindele. Am 14. August 1858 beauftragte die Kirchenverwaltung unter Pfarrer Josef Bachschmied den Herrn v. Kernried aus Memmingen, einen Entwurf für eine neue Kirche auszuarbeiten. Lange Verhandlungen mit dem Staat um einen Zuschuß verzögerten den Baubeginn. Nachdem 60 000, - Gulden bewilligt waren, konnte mit dem Bau begonnen werden. Der Maurermeister Ambros Madlener aus Ottobeuren führte diesen aus. So wurde 4 Jahre lang verhandelt und 3 Jahre an der Kirche gebaut. Am Samstag, den 28. Oktober 1865 wurde die Kirche gesegnet. Von da an war der Gottesdienst wieder in der Kirche. Der Turm der alten Kirche war das Einzige, was beim Neubau mitverwendet wurde. Das Satteldach ersetzte man durch einen Spitzturn, der zu dieser neugotischen Kirche paßte. Die Inneneinrichtung der abgebrochenen Kirche konnte in die neue übernommen werden.
Am 16. September 1874 wurde sie von Bischof Fankratius Dinkel feierlich eingeweiht. Beim Neubau der Kirche konnte die die Ausmalung nur dürftig erfolgen, da zu einer würdigen Gestaltung das Geld fehlte. Dieser Mangel sollte 1909 unter Pfarrer Eisenmann durch eine Gesamtrestaurierung behoben werden. Acht Wandbilder und eine ausdrucksvolle Dekorationsmalerei gaben dem Raum neuen Glanz (Nordseite Mayerle, Südseite Albrechtskirchinger. Dekorationsmalerei Ochiotto). Die Altäre, die Kanzel und der Kreuzweg wurden neu gefaßt und vergoldet. In den Hochaltar wurde ein stilgerechter Tabernakel eingebaut. In den folgenden Jahren erfuhr die Kirche durch Aufstellen mehrerer Statuen eine weitere Bereicherung. Durch Krieg und Währungsreform war es lange Zeit unmöglich an der Kirche etwas zu richten. Als 1949 Pfarrer Seidl die Pfarrei übernahm, traf er Kirche und Pfarrhof in einem schlechten Zustand an. Es reichte immer nur soweit, wenigstens das Notwendigste auszubessern. Bei der Orgel war an eine Instandsetzung nicht mehr zu denken. Im Jahre 1958 wurde eine neue eingebaut. Die Ausführung war aber leider nicht ganz befriedigend. Mit der Instandsetzung des Turmes im Jahre 1964, der eine völlig neue Kupferabdeckung erhielt, begannen die Arbeiten, die sich auf ca. 20000, - DM beliefen. Durch den dringenden Neubau des Pfarrhofes 1968 mußte bei der Renovierung der Kirche eine Pause eingelegt werden. Der neue Pfarrhof kostete 180 000.- DM.
1973 zog man um die ganze Kirche einen Lüftungsgraben und füllte ihn mit Kies, um die aufsteigende Grundfeuchtigkeit zu bremsen. Im Sommer 1974 erhielt das gesamte Kirchendach eine neue Eindeckung, die Außenwände wurden abgestrahlt, verputzt und mit heller Farbe gestrichen. Auch die beiden Eingangstreppen mußten neu hergestellt werden. Bis zum Abschluß der Außenrenovierung 1974 mußten ca. 160 000.- DM aufgebracht werden. Das angestrebte Ziel, zum 100jährigen Jubiläum 1974, das Gotteshaus in neuem Glanz erstrahlen zu lassen, konnte leider nicht erreicht werden. Zu dieser Zeit baute man für 27 000. - DM eine Kirchenheizung ein.
Im Inneren ging es nun darum, die Originaleinrichtung von 1874 und die Fassung von 1909 fachgerecht zu restaurieren, oder die Einrichtung und Farbgebung der heutigen Zeit anzupassen. Nach jahrelangen Auseinandersetzungen und Verhandlungen mit dem Landesamt für Denkmalpflege, München und dem Diözesanbauamt in Augsburg, entschied man sich 1978, die Kirche im bisherigen Zustand zu restaurieren. Ob es richtig war, mögen spätere Generationen entscheiden. Den Auftrag erhielt Josef Schugg aus Kimratshofen. Im Jahr 1978 wurde auch die neue Turmuhr eingebaut (15OOO,- DM). Im Zuge der Innenrenovierung konnte die gesamte elektrische Anlage neu installiert, der Fußboden unter den Bänken und der Empore erneuert und im 2. Choraufgang ein Beichtstuhl eingebaut werden. Die Sakristei bekam eine Bodenheizung und neue Einrichtung. Darüber hinaus erhielt die Kirche eine Alarm- und Sprechanlage. An der Nordwestseite des Friedhofes wurde eine neue Laudes-Grotte errichtet.
Im Frühsommer 1980 war die Gesamtrestaurierung unter Leitung von Pfarrer Stefan Ried beendet. Die Kosten belaufen sich auf ca. 280 000, - DM.